Die Zakat - dein Leitfaden für die richtige Berechnung
Auch ein gesunder Baum muss gestutzt werden, damit er gedeiht und kräftig wächst. Ähnlich ist es mit unserem Vermögen. Wenn wir die Zakat zahlen, wird unser Vermögen gereinigt und unser Wohlstand und unsere Existenzgrundlage werden gesegnet. Die Verteilung der Zakat von den Reichen an die Bedürftigen verbindet unser wirtschaftliches Wohlergehen mit einem spirituellen. Egal, ob du als Berufsanfänger deine Zakat-Reise beginnst oder schon seit Jahren Zakat spendest, es gibt viele Fragen zur Zakat.
In unserem heutigen Blog-Beitrag beantworten wir einige davon und heben ihre Wichtigkeit hervor.
1. Was ist Zakat und warum ist sie wichtig?
Das Wissen über die Zakat ist eine wichtige Grundlage für einen islamkonformen Umgang mit deinem Vermögen.
Die auch als Armensteuer bekannte Abgabe ist eine von 5 Säulen des Islam und religiöse Pflicht für die Muslime.
Die Pflicht Zakat zu zahlen geht aus zahlreichen Stellen im Quran hervor.
In Surah Al Baqara, Aya 43 steht: „Und verrichtet das Gebet, entrichtet die Abgabe (Zakat) und verbeugt euch (im Gebet) mit den sich Verbeugenden!“
Surah Al Maarig, Aya 24-25, beschreibt die Zakat als „festgesetztes Recht“ das der Gläubige „dem Bettler und dem Unbemittelten“ zugesteht.
Eine Sozialabgabe die zu Lebzeiten des islamischen Propheten Muhammed (s.a.s.) eingeführt wurde und bis heute Bestand hat. Sie ist eine wichtige Stütze für das gesellschaftliche und soziale Zusammenleben einer Ummah.
Aus dem arabischen Wort Zakat lässt sich sowohl die Bedeutung „reinigen“ als auch „vermehren“ ableiten. Wer die Zakat entrichtet, dem reinigt und vermehrt Allah sein Vermögen.
In Surah Al Baqara, Aya 245, wird der Gebende als jemand beschrieben der „Allah ein schönes Darlehen gibt“ und Allah es ihm um ein „Vielfaches vermehrt.“
Zakat zahlen ist also eine Art Investment.
Du erfüllst deine Pflicht gegenüber Allah, gibst von dem womit er dich versorgt hat, zeigst Dankbarkeit und hoffst auf seine Belohnung und Barmherzigkeit.
Die Zakat-Gebenden, heißt es in Surah Al Baqara, Aya 277, „haben ihren Lohn bei ihrem Herrn“.
Somit kann man sagen, die Zakat ist Pflicht und Chance zugleich. Sie gibt dir die Gelegenheit, Gutes zu tun und Gutes zu erwerben - im Diesseits und vor allem im Jenseits.
2. Wer zahlt Zakat und an wen?
Jeder erwachsene Muslim, dessen Vermögenswerte einen islamisch festgelegten Mindestwert (Nisab) erreichen, hat die religiöse Pflicht Zakat zu zahlen. Sie wird eingesammelt und an Arme, Bedürftige, Verschuldete und an vier weitere, genau definierte Personengruppen verteilt. Am besten wird sie lokal eingesetzt aber im Ausnahmefall kann sie auch außerhalb der eigenen Umgebung als Unterstützung dienen.
Wende dich an vertrauenswürdige Institutionen oder Hilfsorganisationen die sich auf das Einsammeln und Verteilen der Zakat spezialisiert haben. Um die Zakat-Pflicht zu erfüllen, muss deine Abgabe die von Allah begünstigten Personen erreichen und darf nicht für andere Zwecke oder Hilfsprojekte verwendet werden.
3. Wann, wie viel und wie oft wird Zakat gezahlt?
Wenn dein Vermögen den Mindestwert Nisab erreicht, bist du als erwachsener Muslim verpflichtet davon 2,5% Zakat abzugeben. Für landwirtschaftliche Erzeugnisse oder Viehbestand gelten abweichende Regelungen und Zakat-Sätze die du bei Bedarf ermitteln kannst. Zakat-Pflichtige setzen sich einen Stichtag, um ihre jährlich (Mondjahr: 354 Tage) anfallende Zakat zu berechnen und zu entrichten.
4. Was ist Nisab?
Nisab ist der Mindestwert ab dem dein Vermögen Zakat-pflichtig wird. Dieser liegt bei 85 Gramm Gold oder 595 Gramm Silber. Heutzutage kann man den aktuellen Goldwert zum Beispiel in EUR umrechnen, um den Nisab zu ermitteln.
Der aktuelle Nisab 2022 beträgt ca.: 4.820,00 Euro (85 x aktueller Goldwert je Gramm).
Als Besitzer eines INAIA Golddepots kannst du den aktuellen Goldpreis jederzeit einsehen und den Nisab selbst ausrechnen.
5. Muss ich trotz Schulden Zakat zahlen?
Ja, allerdings ziehst du Schulden die innerhalb deines Zakat-Jahres anfallen von deinem Zakat-pflichtigen Vermögen ab. Die komplette Summe eines Hauskredits oder langfristige Schulden sollten laut Meinung einiger Rechtsgelehrten nicht abgezogen werden.
Die Berechnung deiner Zakat erfolgt in zwei Schritten:
- Zakat Basissumme = Zakat-pflichtiges Vermögen + verliehenes Geld + Gold oder Silber - Schulden
- Zakat = 2,5% der errechnete Zakat Basissumme (nur wenn Nisab erreicht)
6. Warum werden für die Zakat 2,5% angesetzt?
Die Berechnungsgrundlage für die Zakat wurde vom Gesandten Allahs (s.a.s.) festgelegt.
Die Quelle ist eine islamische Überlieferung (Hadith):
Ali überlieferte, dass der Prophet (ﷺ) sagte: "Wenn ihr am Ende des Jahres zweihundert Dirhams besitzt (wenn ihr sie noch alle habt), werden davon fünf Dirhams als Zakat erhoben. In Gold ist nichts zu zahlen, bis es zwanzig Dinar erreicht. Wenn ihr am Ende des Jahres zwanzig Dinare besitzt, dann wird ein halber Dinar (als Zakat) darauf erhoben. Jeder weitere Betrag wird auf dieselbe Weise berechnet. Auf Geldbesitz ist keine Zakat zu entrichten, bis er ein Jahr (Mondjahr: 354 Tage) lang im Besitz war." [Abu Dawud]
Alle wichtigen Bestandteile zur Erhebung der Zakat werden in dieser Überlieferung genannt.
- Hast du 200 Dirham (Silber) ein Jahr lang (Mondjahr: 354 Tage) in deinem Besitz, zahlst du 5 Dirham Zakat. Das entspricht 2,5%
- Besitzt du 20 Dinar für ein volles Mondjahr, zahlst du einen halben Dinar Zakat (2,5%)
- Ist dein Vermögen niedriger, zahlst du keine Zakat
- 1 Dinar = 4,245 Gramm Gold
- 20 Dinar = 85 Gramm Gold
- 1 Dirham = 2,975 Gramm Silber.
- 200 Dirhams = 595 Gramm
Zakat Rechner
Zur Berechnung deiner Zakat kannst du deine Angaben in einem online Zakat Rechner eingeben und so deine zu zahlende Zakat ermitteln. Anbei zwei online Zakat Rechner die im Web kostenlos verfügbar sind:
https://www.islamicrelief.de/zakatrechner/
7. Welche Vermögensarten fließen in die Zakat-Berechnung?
Traditionell sind folgende Besitztümer für die Zakat-Berechnung relevant:
- Gold und Silber
- Bargeld und Bankguthaben
- Aktien und Investmentfonds
- Verliehenes Geld
- Handelswaren und Geschäftsbestände
- Landwirtschaftsprodukte (5% - 10% Zakat)
- Vieh bspw. Kühe, Ziegen, Schafe (Abweichende Zakat-Sätze und Regelungen beachten)
Heutzutage ist es aufgrund der unterschiedlichen Finanzprodukte eine Herausforderung zu ermitteln, welche Vermögenswerte unter die Zakat-Pflicht fallen und welche nicht. Für die Unterscheidung ist es ausschlaggebend mit welcher Absicht du einen Vermögenswert erwirbst.
Erwerb für den persönlichen Gebrauch
Das Eigenheim, ein Auto, die Kleidung, Essen, Trinken und jegliches Gebrauchsgut, kaufst du und nutzt oder verbrauchst du. Dieses Kapital ist dein persönlicher Besitz und nicht Zakat-pflichtig (außer Bargeld, Gold und Silber). Bei selbstgetragenem Gold- und Silberschmuck gibt es Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Zakat-pflicht. Wir empfehlen auch diesen in deiner Zakat-Berechnung zu berücksichtigen, sobald sein Wert den Nisab erreicht.
Erwerb für Investitionszwecke
Hier wird unterteilt in:
- Investitionen zur Wertaufbewahrung Du kaufst eine Immobilie, ein Grundstück oder ein Sammlerstück nicht um sie anschließend mit Gewinn weiterzuverkaufen, sondern um den Wert des Geldes langfristig zu erhalten.
- Investitionen zur Einkommensgenerierung Du kaufst eine Immobilie um sie zu vermieten und mit ihr ein laufendes Einkommen zu generieren. Du erwirbst eine Aktie oder Wertpapiere um Dividenden zu erzielen.
Dient deine Investition keinem geschäftlichen Zweck, dann ist ihr Wert für deine Zakat-Berechnung nicht relevant. Allerdings zahlst du 2,5 % Zakat auf die Jahresgewinne (Mondjahr: 354 Tage), die du durch ihre Vermietung generierst, wenn du Nisab erreicht hast.
Erwerb für geschäftliche Zwecke
Du bist Unternehmer, Immobilienhändler, Ladenbesitzer oder in irgendeiner Form geschäftlich tätig. Du kaufst Waren um sie gewinnbringend zu verkaufen oder Rohstoffe für die Produktion neuer Güter. Alles was für den Wiederverkauf bestimmt ist wird bei der Zakat-Berechnung berücksichtigt. Hierzu zählen Lagerbestände und Inventar aber auch unfertige Erzeugnisse und Rohstoffe.
In folgender Übersicht siehst du auf welche Finanzprodukte du Zakat zahlst:
Zakat-Behandlung von verschiedenen Vermögenswerten -> Download
8. Fazit
Hast du als erwachsener Muslim ein Vermögen, das den Nisab-Wert erreicht? Dann erfülle deine Zakat-Pflicht.
Nutze die Chance auf ein Investment besonderer Art, dass du einmal im Mondjahr tätigst.
Du zahlst nur 2,5% von deinem Jahres-Vermögen (Mondjahr: 354 Tage).
Die Zakat dient der Unterstützung ganz bestimmter Personengruppen.
Ramadan ist die beste Zeit für gute Taten und ein guter Zeitpunkt zum Entrichten der Zakat.
Dieser Blogbeitrag gibt dir einen groben Überblick und soll dir die Wichtigkeit der Zakat ans Herz legen.
Willst du tiefer in die Thematik einsteigen wende dich an einen islamischen Gelehrten oder studiere die richtige Literatur zu dem Thema. Achte auf vertrauenswürdige Quellen und bedenke, dass es abweichende Meinungen zwischen den Rechtsschulen geben kann.
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